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LOGISTIK NACHHALTIG GESTALTEN:EIN INTERVIEW

Der Weg zu einem nachhaltigen Unternehmen



Seit 2013 gibt es die LagerPlus GmbH. Das Logistik-Unternehmen wurde von der Geschäftsführerin Rebecca Eisenberg gegründet in Zusammenarbeit mit Ihrem Lebensgefährten Dieter Aufmwasser. Dabei ist sie für strategische Entscheidung und Umsetzung zuständig, er für das operative Geschäft.

Beide kommen seit dem Beginn Ihrer beruflichen Karriere aus dem Logistik-Bereich und arbeiten seit 2005 zusammen, somit haben die beiden ein großes Know-How und langjährige Erfahrung. Zunächst agierte die LagerPlus GmbH hauptsächlich als Fulfiller für den stationären Handel und belieferte alle großen geläufigen Handelsketten, insbesondere im Modebereich. Nach einer großen Umstrukturierung schreibt sich nun der Fulfillment-Dienstleister „Nachhaltigkeit“ auf die Fahne. Wie der Weg dorthin aussah, erfahrt ihr in diesem Interview.


Die Vereinbarkeit von beruflichen und privaten Lifestyle



Ein Interview mit Rebecca und Dieter von LagerPlus GmbH


Rebecca, wann fing es bei dir an, dass du ein Interessenkonflikt im Thema „Nachhalitigkeit“ im privaten und beruflichen Leben wahrgenommen hast?

Ich glaube unterbewusst war dieser Konflikt schon sehr früh da, er wurde nur mit den Jahren immer lauter. Wenn man sein eigenes Unternehmen führt, vermischt sich die berufliche und private Welt miteinander. Das hat es mir immer schwerer gemacht, diesem Konflikt kein Gehör zu geben.

Wie sah dieser Konflikt genau aus?

Privat fing ich an immer mehr auf Nachhaltigkeit zu achten, ernährte mich vegan und versuchte Plastikmüll zu vermeiden. In meinem Unternehmen fand ich kein Platz für einen nachhaltigeren Ansatz.

In der Logistik-Branche wird der Wettkampf hauptsächlich über den Preis geführt. Damit ich diesen mitführen konnte, sah ich mich nicht in der Lage, meine Mitarbeiter anständig zu bezahlen. Genauso fühlte ich mich gezwungen die Augen über den ganzen Plastikmüll, der leider bei vielen Lieferung aus China anfällt, zu verschließen. Auch die unzähligen Retouren durch den Onlinehandel, verursachten mir Bauchschmerzen.

Wann war für dich der Schlüsselmoment für die Veränderung?

Es gibt nicht den einen Moment für diese Veränderung. Es ist die Summe aus herausfordernden Momenten in meinem Leben, die mich dorthin brachten. Davon gab es einige, ob familiärer oder gesundheitlicher Herkunft. 2015 absolvierte ich meine Ausbildung in der ayurvedischen Medizin und in den Jahren darauf viele Weiterbildungen in diesem Bereich. Dadurch veränderte sich mein Blickwinkel, insbesondere Yoga und alternative Lebensansätze führten mich immer näher an diese Entscheidung. Als ich 2017 dann noch die Ausbildung zur Heilpraktikerin begann, wurde mir bewusst – entweder höre ich auf mit der Logistik und arbeite als Heilpraktikerin oder ich muss LagerPlus so umstrukturieren, dass ich mich mit meiner Firma identifizieren kann. Ich entschied mich für Letzteres.

Was hat sich denn seit dem verändert?

Sehr viel.

Wir bezahlen zum Beispiel unsere Mitarbeiter mehr als den Mindestlohn. Wir geben Frauen mit Kindern einen flexibles Arbeitsumfeld. Wir geben Jugendlichen mit schlechtem Schulabschluss eine neue Perspektive.

Des Weiteren haben wir unser Verpackungskonzept komplett umgestellt. Wir ersetzten alle Füllmaterialien durch plastikfreie Alternativen. Jetzt versenden wir die Produkte unserer Kunden nur noch in umweltfreundlicheren Grasfaser-Kartonagen, die wir auch über einen Online Shop vertreiben. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt, von dem was wir machen.

Aber die größte Umstellung ist unsere veränderte Kundenstruktur. Unseren jetzigen Kunden ist das Thema Nachhaltigkeit wichtig und somit haben wir ein gemeinsames Ziel.

Wir finden es wichtig, dass das Konzept der Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette abgebildet wird. Oftmals wird der Versandprozess aber dabei außer acht gelassen. Wir wollen zeigen, wie man das ändern kann.

Dieter, was dachtest du als Rebecca mit dem Entschluss kam LagerPlus nachhaltiger aufzustellen?

Ich bin fast vom Stuhl gefallen.

Ich arbeite schon seit 1992 fest in der Logistik-Branche und habe noch früher durch Nebenjobs viele Einblicke in die Branche bekommen. 2005 habe ich dann sogar noch meinen Master in Logistik gemacht. Als „alter Hase“ der Logistik hatte ich ehrlich gesagt Zweifel.

Für mich bedeutete die Umstrukturierung auch viel Veränderung.

Früher habe ich mein Privatleben strikt von der Arbeit getrennt und mich mit einigen Sachen eben arrangiert. Heute weiß ich, dass man neben geschäftlicher Beziehung auch eine freundschaftliche haben kann. Meine größte Sorge war für mich, dass unsere Leistung an Qualität verlieren könnte, aber das Gegenteil ist der Fall. Unsere Mitarbeiter und Kunden, sind zufriedener denn je.

Was steht noch für die nächsten Jahre bei euch an?

Ach, wir haben noch so viel vor. Ich glaube, wenn es um Veränderung und Verbesserung geht, steht man nie still. Derzeit suchen wir nach einem Umweltschutzprojekt, das wir unterstützen können. Des Weiteren möchten auch unseren Mitarbeitern die Möglichkeit geben sich persönlich weiterzuentwickeln und als Team zu wachsen. Wir denken da zb an einen Teamcoach mit dem wir regelmäßig arbeiten und eine Ausbildung in gewaltfreier Kommunikation.

Möchtet Ihr noch etwas abschließend sagen?

Rebecca: Wir sind noch lange nicht am Ende, aber mein Konflikt, Nachhaltigkeit in beiden Bereichen meines Lebens zu integrieren hat sich aufgelöst. Jetzt kann ich authentischer Auftreten und kann mich mit meiner Firma identifizieren. Ich denke, dass ich nicht die Einzige bin, die diesen Konflikt spürt und hoffe wir können mit unser Umsetzung inspirieren. Ich freue mich, wenn wir so weitere Unternehmen für eine nachhaltige Logistik begeistern.

Dieter: Ich sehe unser jetziges Konzept als Wiedergutmachung für die vergangenen Jahre. Wir übernehmen jetzt mehr Verantwortung für die Umwelt und Menschen. Das fühlt sich gut an und ich hoffe, dass noch mehr Menschen Unternehmen anfangen umzudenken.


Marie Lohr

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